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Das Google-Paradigma

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Wir können nicht ohne, wir wollen nicht mit Google – alternativloses Dilemma?

In den letzten Wochen ist es wieder etwas lauter um Google geworden. Und völlig unbesorgt kann ich das Thema nicht mitverfolgen.

Mittlerweile steht Google im Fokus der europäischen Wettbewerbshüter und dem Unternehmen könnten hohe Strafen und Eingriffe in die Unternehmensstruktur drohen. Grund für das Interesse der europäischen Wettbewerbshüter ist die Benachteiligung der Mitbewerber gegenüber eigenen Diensten in der Suchmaschine. Bei dem Streit geht es vor allem um die Anzeige von Suchergebnissen etwa zu Online-Handel, Restaurants oder Reisen. Spezialisierte Suchmaschinen kritisieren, Google platziere Treffer aus eigenen Angeboten besser.

Fakt ist aber auch, dass mittlerweile ganze Branchen rund um die Themen SEO usw., angesiedelt sind und hiermit ihr Geld verdienen. Die Google-Trackingcodes haben sich zu einem Quasi-Standard in der Internetwelt etabliert und sehr viele Webseiten werden über diese optimiert und bewertet. Und ein Problem ist auch, dass es nicht wirklich Alternativen gibt. Google sammelt nicht nur jede Menge Daten, es stellt auch jede Menge Tools bereit, diese auszuwerten und zu analysieren. Hier bieten die Mitbewerber nicht annähernd vernünftige Alternativen. Darüber hinaus sind diese Tools am Markt etabliert, haben eine hohe Usability und funktionieren stabil.

Welche Konsequenzen könnte es geben, wenn die EU-Wettbewerbshüter hier erfolgreich gegen Google vorgehen? Es ist eher unwahrscheinlich, dass Google seine Suchmaschine für den EU-Raum abschaltet. Aber Auswirkungen wird es geben. Vielleicht stehen die Tools, bisher gratis, nicht mehr kostenlos zur Verfügung, oder verändert Google für den EU-Raum die internen Algorithmen, oder stellt die bisher und zukünftig gesammelten Daten nicht mehr in der bisher gewohnten Qualität für den EU-Raum bereit – einen Anspruch darauf gibt es nicht, stellt Google dies alles doch kostenlos bereit und muss somit auch keine Rücksicht auf bisherige Anwender nehmen. Für Webseiten mit mehr als 10 Millionen Hits pro Monat ist Google-Analytics nicht mehr kostenlos, hier wird der Premium-Service von Google mit einer Jahresgebühr von ca. 150.000 US$ fällig.

Wir können nur hoffen, dass die EU-Wettbewerbshüter hier mit entsprechender Umsicht vorgehen ohne dabei ganze Berufszweige zu gefährden und europäischen Webseiten keinen gravierenden Nachteil verschaffen.

Die EU-Wettbewerbshüter treten nicht einfach so auf den Plan, hier gibt es jede Menge Lobbyisten, welche das Thema massiv vorangetrieben haben. Unter den Lobbyisten ist auch Microsoft zu finden. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, dass Geld und den Aufwand für diese Aktion sinnvoller in alternative Angebote zu investieren. Denn die Erfahrung zeigt, wer die besseren Produkte hat, hat die Nase vorn – das setzt aber voraus, dass es vergleichbare Alternativen gibt. Zeit genug wäre ja gewesen, hier mit alternativen Produkten zu überzeugen und Mehrwert bei den Anwendern zu stiften.

Natürlich entwickeln sich seit geraumer Zeit entsprechende Alternativen, aber diese sind sicher noch nicht wirklich 100% mit GA vergleichbar. Geht es doch nicht nur um funktionale Vergleichbarkeit, sondern auch um Verbreitung, um Datenqualität und Quantität und noch wichtiger, die Verknüpfung der verschieden Daten aus der Welt von Google, die für Webseitenanalysen einen sehr hohen Stellenwert haben. Nicht zu vergessen, was wird überhaupt vom Browser an Daten übertragen und wie entwickeln sich hier zukünftige Policies.

Da gäbe es PIWIK mit Open Source Ansatz. Oder etracker, ist aber kostenpflichtig. Kostenlos dagegen ist Reinvigorate und kommt schon in den Bereich einer Alternative zu Google Analytics. Mit Mint, Clicky, Chartbeat stehen weitere Analysetools bereit. Mit Adobe Web Analytics, Mixpanel und Inspectlet stehen weitere kostenpflichtige Tools bereit. Welche dieser Tools sich hinsichtlich seiner Verbreitung als wirkliche Alternative zu GA entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Ich glaube, in den nächsten Jahren ist und bleibt GA der de facto Standard.